Anja Kober-Stegemann
Diplomierte Bier Sommelière

Lange Jahre war ich in großen Unternehmen tätig und Top-Down-Entscheidungen, Powerpoint Präsentationen sowie Mitarbeiterreduzierung prägten meinen Arbeitsalltag als Leiterin der unternehmerischen Revision. Auf der Suche nach einer neuen Inspiration traf ich auf ein Getränk, das mein Leben völlig verändern sollte. Alles begann mit einem Glas Bier…

Als ich mein erstes Fruchtbier aus Belgien probierte, jubelten meine Geschmacksknospen. Beim nächsten Pale Ale gerieten sie ganz in Verzückung und seitdem verlangen sie nach mehr.

Also trat ich ein in die Welt der Biere, verkostete mich durch bisher ungeahnte Geschmacksgalaxien, probierte den Himmel auf Erden und entdeckte immer wieder Neuland. Somit beschloss ich nicht nur selber Bier zu brauen, sondern absolvierte meine Ausbildung zur Diplom Bier Sommelière.

Meine Passion ist, für Sie auf Entdeckungsreise zu gehen und Sie mit auf das Abenteuer der besonderen Gaumenfreude zu nehmen.

Bier Degustation – 5-Gang Menü mit 6 besonderen Bieren

Veranstaltung
Xing
LinkedIn

Zeit des Hopfens – vom Konzern zur Bierverkostung

Das Arbeiten in einem Konzern ist interessant und facettenreich – ob bei Nokia, Deloitte oder der Telekom. Ich mochte die Sicherheit und Struktur sowie die Privilegien und Umsetzungsnotwendigkeiten von Top-Down-Entscheidungen. Als gelernte Diplom-Kauffrau mit Schwerpunkt Marketing habe ich bei VW in Uelzen angefangen, arbeitete in Finnland bei Nokia, dann bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte und zuletzt als Leiterin der unternehmerischen Revision bei der Deutschen Telekom, im direkten Kontakt mit der Führungsspitze. Ein Traumjob? Lange Zeit ja, doch das Konzernleben ist geprägt von ständigem Wachstumsdruck, Kostenoptimierung und unterliegt einem permanenten Umbau, der nicht immer sozialverträglich ist.

So auch 2015, als wieder einmal eine Restrukturierung der Mitarbeiter in der Unternehmensrevision anstand. Schon lange hatte ich den Wunsch zurück in die Innovation, ins Marketing zu wechseln oder mehr an der Umsetzung der Themen arbeiten zu können. Als Berufsrevisorin war dies nicht möglich und eine Passion war es ohnehin nie. Zeit für einen Wechsel also?

Die eigene Passion finden

Doch wohin? Denn eins war klar: es sollte etwas ganz anderes sein. Der Bestseller der Managementvordenker Anja Förster und Peter Kreuz fiel mir in die Hände und irgendwie direkt in meine Seele. Es gab den Auslöser, endlich mutig zu sein, den Schritt zu wagen, auch wenn dies bedeutet, sich und die Familie zunächst in vielen Dingen einzuschränken. Ich erstellte ein Laufbahnentscheidungsprofil, in dem es darum ging, wie meine Persönlichkeit mit den Interessen und Dinge, die mich motivieren übereinstimmen und mit anderen Menschen in Berufen vergleichbar ist. Das Ergebnis war wenig überraschend: Trotz des Erfolges in meinem damaligen Jobs, entsprach dieser keineswegs meinen Interessen und Bedürfnissen.

In diesem Prozess wurde mir endgültig klar, dass die Arbeit in einem Konzern nicht mehr in Frage kommen würde, ich unterschrieb einen Aufhebungsvertrag und verließ die Telekom Ende März 2016.

Währenddessen hatte ich schon eine interessante Branche im Auge, und die Passion dort mein Glück zu finden lag eigentlich schon lange auf der Hand. Das Thema Ernährung ist seit jeher und insbesondere seit mein Sohn Linus auf der Welt ist, eine Herzensangelegenheit. Nun beschäftigte ich mich eingehend mit der Nahrung, wie diese entsteht, woher das Essen kommt und erstellte mit wachsender Begeisterung Diagramme. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich meine wahre Berufung fand: Das Bier!

Ein Getränk und seine Möglichkeiten

Es war mehr ein Zufall, dass gleichzeitig auch Freunde auf die positiven Veränderungen des Biermarktes aufmerksam wurden. Wir trafen uns regelmäßig,  philosophierten gemeinsam, analysierten den Markt, beschäftigten uns eingehend mit neuen und kreativen Biersorten, wie dem Craftbier, tranken das eine oder andere Gläschen zusammen und entschieden, eine eigene Hopfenmarke zu kreieren. Die Idee nahm langsam Fahrt auf und im Zuge dessen, lernte ich immer mehr über die Herstellung des Bieres, den Aromen und den unterschiedlichen Bierstilen kennen. Mit Stolz präsentierte ich in der Familie und im Freundeskreis meine erste Brauanlage. Und das erste Selbstgezapfte war für viele eine Offenbarung, denn das hatte nichts mit dem üblichen Einheitsbräu zu tun.

Zeit für Schritt zwei: Ich ließ mich bei der IHK zur Bierbotschafterin und im Anschluss daran, bei Doemens zur Bier Sommelière ausbilden.

Unterwegs im Auftrag des Hopfens

Was mich an diesem Beruf vor allem so begeistert ist, das Potential, das im Bier steckt. Unter anderem die sechstausend Jahre alte Historie mit interessanten Frauen, wie Martin Luthers besserer Hälfte Katharina von Bora  oder Hildegard von Bingen. Mit oder auch ohne Reinheitsgebot, lassen sich seit jeher aus Malz, Hopfen oder Kräutern und Wasser viele schmackhafte Biere brauen, die so gut zu unserem heutigen Lebensstil und unserer Ernährung passen. Als Bier Sommelière erkläre ich wie, statt des typischen Weins, die „Hopfenkaltschale“ ein Menü perfekt begleiten kann. Ob nun selbstgebraut oder von kreativen Manufakturen eingekauft. Das kommt nicht nur bei den männlichen Biertrinkern gut an, auch meine „Artgenossinnen“ kommen immer mehr auf den Geschmack.

Private Feiern oder Firmenanlässe gehören ebenso in mein Repertoire wie die Bierberatung oder Degustation in der Gastronomie. Für des Deutschen liebstes Getränk ist mir kein Weg zu weit. Ich halte Vorträge zu den unterschiedlichen Bierthemen, gebe Braukurse oder Bier Tastings.

Das Konzernleben liegt weit hinter mir und meine Entscheidung bereue ich bis heute nicht. Wer ebenfalls wissen möchte, wie Aromen von Maracuja, Heu oder auch Rosinen ins Bier kommen, wo die Bierstile ihren Ursprung haben und warum das Reinheitsgebot so rein gar nicht ist, darf mich gerne buchen. Und übrigens hautnah erleben, wie glücklich und sogar heilsam das Getränk aus Hopfen sein kann.