Die Brauerei Zillertal Bier und ihre beeindruckende Ausstellung
Mit dem Braukunsthaus will die Familie des Zillertal Bieres begeistern. Als Familienunternehmen hat sie sich ein Manifest gegeben mit der Überschrift: die Zukunft entsteht aus dem, was wir heute tun. Sie schaffen damit den Spagat zwischen Innovation und Tradition, zwischen Weltoffenheit und zugleich enger Verbindung mit der Region und Tirol. Seit 16 Generationen führt die Familie das Unternehmen, das seit mehr als 500 Jahren existiert. Beeindruckend! Sie ist die älteste Privatbrauerei Tirols und reicht bis ins Jahr 1500 zurück.
1678 hat die Salzburger Hofkammer das Bierbrauer-Recht und das Bier- und Branntwein-Zapfenrecht an Ludwig Jobst verliehen. Er gilt als erster freier Bierbrauer Tirols und ist ein direkter Vorfahre der heutigen Besitzer. Mit dem Brauen und Verkaufen von Bier waren schon früh gewisse Machtaspekte verbunden. Das äußerte sich 1692 auch im Zillertal, weil auf der Grundlage des Zapfenrechtes die Einführung „fremden“ Bieres verboten wurde. Ähnlich wie dem bayrischen Reinheitsgebot von 1516. Das durfte auch nichts mehr nach Bayern was nicht Hopfen, Gerstenmalz und Wasser im Bier hatte.
Allein der Empfang für die 80 Bier Sommelièrs vor dem Eingang des BrauKunstHauses war herzlich, freundlich und geduldig. Bei all den durstigen Bier Kennerinnen und Kennern ein kleines Kunststück. Der Hausherr selbst, Martin Lechner, begrüßte uns nach dem obligatorischen, leicht chaotischen Beweisfoto (80 Menschen auf ein Foto zu quetschen und danach den Einzelnen zu erkenn ist immer ein „uff“). Die Architektur beeindruckt mit hoher Glasfassade, Wasserspiel und Rankgewächsen, die daraus emporwachsen. Lediglich der Hopfen wollte Mitte Mai noch nicht so recht los“ziehen“.
Die Vielfalt des Sortiments: Von Pils bis Schwarzbier
Das Eingangeinstiegsbier war das Zillertal Pils in dem dafür passenden schlanken, dünnwandigen Glas. Schöne Zitrusnote im Glas, leicht grasig und nur ganz wenig Bittere im Abgang. Ganz weit entfernt von den norddeutschen Pilsner Bieren. Schlank, trocken im Abgang und sehr gut trinkbar. Das Sortiment orientiert sich primär an den hellen Bierstilen: Zwickl (sogar in Bioqualität), Helles, Märzen, Weißbier (darf natürlich nicht fehlen hier in den Bergen) und das Pils. Zwei Radler und Bockiere sowie das sogenannte Schwarze runden das Sortiment ab. Das letzte eher ungewöhnlich – eine Mischung zwischen Schwarzbier und Porter mit dunklem Karamell in der Nase sowie einem Hauch Kaffee und einer Bitteren im Abgang. Gelungen und hervorragend zu Käse geeignet.
Daneben gibt es noch zwei Biere, die als Imperial bezeichnet werden. Als Bier Sommelière denke ich sofort an stärkeres Bier, da der Begriff Imperial gewöhnlich genutzt wird, wenn der Bierstil „verstärkt“ wird. Also deutlich mehr Alkohol. Jedoch beim Tyroler Imperial Hell und Zwickl handelt es ich um „spezial“ angebaute Imperial Gerste. Eine alte Gerstensorte wieder zum Leben erweckt. Somit war die Verwirrung meiner Geschmacksknospen groß, als das Imperial Zwickl so gar nicht Imperial stark am Abend vorher war. Frisch, ausbalanciert, schicker runder Abgang und ein bisschen nach exotischen Früchten in der Nase mit 5,7%. Mittlerweile bauen 60 Landwirte in der Umgebung unter anderem die Tiroler Imperial Gerste an und beliefern die Brauerei für die extra dafür entwickelten Bierspezialitäten.
Die Rolle von Bier Sommelièrs bei Zillertal Bier
Die Brauerei aus Zell am Ziller gehört zu den ersten in Österreich, die die Möglichkeit ergriffen haben Diplom Biersommeliers ausbilden zu lassen. Management, Braumeister und Außendienstleute absolvierten die Kurse und bringen nochmals eine ganze andere Sicht auf das Thema Bier. Somit werden auf Messen Biercocktails angeboten, Publikationen mit Bier, wie das Kochbuch „Knödel in allen Variationen“ gemeinsam mit dem Haubenkoch Martin Sieberer erstellt und jedem Bier sein spezielles Glas gegönnt. In Österreich wird ein im Gault-Millau ausgezeichneter Koch übrigens „Haubenkoch“ genannt.
Auch in Österreich wie in Deutschland besteht bezüglich Bierwissen ein Nachholbedarf. Die Tourismusschulen Zell am Ziller sind unter anderem Ausbildungsstätten, welche in Form von Biersommelier Curriculum Bierwissen weitergibt und Prüfungen abhält. Von der Geschichte des Biers über Rohstoffkunde und Bierbrauen führt der Weg zu den so wichtigen Themen wie „Umgang mit Schankanlagen“ und „Richtiges Zapfen“.
Nachhaltigkeit bei Zillertal Bier: CO²-Neutralität und Kreislaufwirtschaft